N24.de vom 27.06.2004 News & Stories
"Hermann the German" Emsländer Cowboy macht als Countrysänger in den USA Karriere
Fast alle Künstler, die in die "International country music hall of fame" in Beaumont im US-Bundesstaat Texas aufgenommen wurden, sind Amerikaner und Kanadier. Hermann Lammers Meyer aus dem emsländischen Aschendorf ist einer der wenigen "Exoten" aus Europa, die sich in dieser Ruhmeshalle verewigen durften. "Hermann the German", wie er in den USA genannt wird, zählt zu den Urgesteinen der deutschen Country-Szene.
Seit über 30 Jahren reist er entweder solo oder mit seiner Band "Emsland Hillbillies" durch die Welt und trägt zumeist selbst komponierte Stücke vor. Damit hat er sich sogar im Mutterland des Country, den US-Bundesstaaten Texas und Tennessee, einen gewissen Bekanntheitsgrad verschafft. "Truck Stop und Tom Astor kennt dort keiner, das beruhigt mich", sagt der 51-jährige mit stolz geschwellter Brust. Zugleich gehört der gelernte Reedereikaufmann mit der tiefen Stimme zu den 15 meistgespielten europäischen Countrysängern in den internationalen Radiocharts.
"Die Leute liefen immerhin nicht weg"
Inspiriert von Musiklegende Johnny Cash und dem täglich zweistündigen Countryprogramm des mittlerweile geschlossenen US-Militärsenders AFN in Bremerhaven drang Lammers Meyer in die melodische Welt der Cowboys und Landstraßenromantik ein. 1973 gründete er die "Emsland Hillbillies". "Die Qualität war anfangs sehr seltsam, aber die Leute liefen immerhin nicht weg", beschreibt er die Anfänge. Ende der 70er Jahre wurde Countrymusik in deutscher Sprache populär. Auch Lammers Meyer, ein leidenschaftlicher Ami-Van-Fahrer und Cowboyhut-Träger, schwamm mit Liedern wie "Es ist alles wieder Mist, liebe Mama" auf der Erfolgswelle.
Bis zu 120 Konzerte geben die "Emsland Hillbillies" seitdem pro Jahr. Deren Besetzung hat in den vergangenen drei Jahrzehnten stetig gewechselt. So gingen aus den "Hillbillies" bekannte Künstler wie Carl Carlton hervor, der nach seinem Countryengagement als Gitarrist bei Peter Maffay und Udo Lindenberg arbeitete und mittlerweile eine Solokarriere gestartet hat. Auch "Trio"-Mitbegründer Kralle Kravinkel und der im vergangenen Jahr gestorbene "Wolfsmond"-Frontmann Lu Lafayette spielten einst in der Band von Hermann Lammers Meyer.
Im Country-Land zuhause
Fast noch lieber als auf deutschen Konzertbühnen hält sich der "Emsland-Cowboy" in den USA auf. Mehrere kleine Solo-Tourneen ebneten den Weg in das Ausländern gemeinhin verschlossene Country-Innenleben der Südstaaten. Mittlerweile produziert Lammers Meyer all seine CDs jenseits des Atlantik und kann sich die besten Countrymusiker der USA als Studioband aussuchen. In diesen Fällen legt "Hermann the German" sogar seine geliebte "Pedal Steel"-Gitarre, eine 79er Emmons, aus den Händen. Zwar gilt er selbst als einer der versiertesten Könner an dieser vierbeinigen Gitarre, aber mit Buddy Emmons verpflichtet er stets den besten der Welt. "Um so zu spielen, müsste ich noch einmal 30 Jahre üben", sagt Lammers Meyer.
Als Krönung seines Schaffens bezeichnet der 51-jährige zwei Duette mit dem "König des Country", Willie Nelson. Sie tragen die Titel "The part where I cried" und "There's a little bit of everything in Texas". Lammers Meyer nennt Nelson ehrfürchtig den "Chef" und hat noch heute Tränen in den Augen, wenn er sich die gemeinsamen Stücke anhört: "Das ist, als ob ein Maler an seinem Gemälde sitzt, plötzlich Rembrandt hereinkommt und das Bild vollendet."
N24.de, ddp)
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